Da wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben: "Pouring" wird nun
genannt, was Kinder einst in aktiven Kindergärten und behüteten Umgebungen als
"Marmorieren" erlebten. Kleister wurde zum Marmorieren mit Farbe vermischt. Dann konnte
lecker gerührt werden, die Farben flossen träge mit viel Zufall
ineinander, und wenn die Marmorierer das Bild kippten, wanderte die bunte
Kleistermasse Richtung Schwerkraft und erzeugte wundersame Verläufe.
Ich
selbst habe nie marmoriert, nur Vergleichbares mit Emaille gemacht: Wir
legten - ich war da zu Gast in einer bastelfreudigen Familie - harte Emaille-Stücke auf kleine
Kupferbleche, schoben sie in den Ofen und warteten, bis die Emaille etwas
geschmolzen war. Dann zogen wir die Blechlein heraus und rührten mit
Metallnadeln in dem heißen, träge flüssigen Emaille-Keramik herum.
Schmuckstücke stellen wir auf diese Weise in wenigen Stunden Dutzende her
- und beschenkten damit die Verwandtschaft, bis alle satt davon waren :-)
Auf der Herbstmesse bei Stuttgart 2018 und wieder 2019 "pourte" ich
nun. Ich bleibe so erfreut wie einst über diesen Mal-Trick und mache mir
kein Hirn, ob da Dekoratives oder Künstlerisches entsteht: "Pouring" ist
eine Freude im Umgang mit Farbe. Eineinhalb Liter Pouring-Mittel kaufte
ich und nehme an, nicht viel anderes gekauft zu haben als den
Stärkekleister, mit dem einst marmoriert wurde. Egal:
Nun kam der Moment, in dem ich künstlerisch-wissenschaftlich an das
Gepoure herantrat. Dazu ließ ich auf der Malfläche einen leeren Bereich um
die Farbe - was bei den Herbstmesse-Workshops vermieten wurde. Tatsächlich
entfaltet so eine Pouring-Landschaft ihre Pracht am besten, wenn sie bis
zum Bild-Horizont reicht. Aber drei Pouring-Inseln, herumschwimmend auf
jeweils einer großen Malfläche, sich erklärend, von mir erforscht und
erläutert, erstellte ich nun, als "Kunstforscher". Hier kommt mein
Filmbericht: